
Wenn Barrierefreiheit zur Gefahr wird - Umbaupläne Martinistraße
Der ADFC Bremen kritisiert die geplanten Umbauten von Bushaltestellen in der Martinistraße. Zwar werde das Ziel der Barrierefreiheit grundsätzlich begrüßt, doch die Umsetzung gehe zu Lasten der Radfahrenden und schaffe neue Gefahrenstellen.
Barrierefreiheit dürfe nicht einseitig gedacht und der Radverkehr dabei vergessen werden, so die klare Position des Fahrradclubs.
ADFC Bremen lehnt Umbaupläne in der Martinistraße ab
Der ADFC Bremen lehnt die aktuellen Planungen zum barrierefreien Umbau von vier Bushaltestellen und zwei Knotenpunkten in der Martinistraße ab. Die vorgelegten Maßnahmen würden zentrale Prinzipien eines sicheren und barrierefreien Radverkehrs ignorieren und neue Konfliktzonen zwischen ÖPNV-Fahrgästen und Radfahrenden schaffen.
„Der Einsatz von Radkaphaltestellen im Kontext von Straßenbahnhaltestellen kann durchaus sinnvoll sein, denn sie mindern die Unfallgefahr, die bei einer fahrbahnbezogenen Führung des Radverkehrs durch das Queren der Gleise entsteht“, erklärt Ronald Gotthelf, Vorstand ADFC Bremen. Und weiter: „Dieses Unfallpotential besteht bei Bushaltestellen jedoch nicht.“
In seiner Stellungnahme macht der ADFC deutlich, dass mit der geplanten Umgestaltung der Bushaltestellen Verbesserungen für den ÖPNV ausschließlich zulasten des Radverkehrs und zu Fuß Gehender erfolgen. Der bereits vorhandene sichere Radfahrstreifen auf der Fahrbahn würde entfallen – zugunsten baulich angelegter Radwege, die durch Rampen und Piktogramme vom Fußweg abgesetzt sind, jedoch deutlich zu schmal ausfallen.
Maßstab verfehlt – aktuelle Richtlinien ignoriert
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Planung basiert auf veralteten Regelwerken. Statt sich an den aktuell gültigen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) zu orientieren, wurden die überholten Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) verwendet. „Die Regelbreite von Radwegen beträgt laut ERA zwei Meter – in den Plänen wird sie an mehreren Stellen unterschritten“, so Gotthelf. Besonders problematisch sei dies angesichts der zunehmenden Vielfalt im Radverkehr, etwa durch Lastenräder, Spezialräder und Anhänger.
Konflikte neu geschaffen
Durch die Umplanung wird aus Sicht des ADFC ein funktionierendes, sicheres System für den Radverkehr aufgegeben. Statt auf der Fahrbahn zu fahren, sollen Radfahrende künftig durch den Haltestellenbereich geführt werden – eine Entscheidung, die laut ADFC neue Gefahren für alle Beteiligten mit sich bringt: „Der Radverkehr wird 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr eingeschränkt. Dem gegenüber stehen wenige Minuten barrierefreier Fahrgastwechsel pro Tag.“
Vorschläge für bessere Lösungen
Der ADFC fordert daher alternative Lösungen, die allen Verkehrsteilnehmenden gerecht werden – etwa durch:
- Anhebung des Bordniveaus an der Haltestelle, bei gleichzeitiger Beibehaltung der Radverkehrsführung auf der Fahrbahn,
- Führung des Radverkehrs hinter dem Wartebereich mit gesichertem Übergang für Fußgänger:innen.
Fazit: Barrierefreiheit muss ganzheitlich gedacht werden
Der ADFC Bremen betont: Eine barrierefreie Stadt erfordert Lösungen, die nicht nur den ÖPNV im Blick haben, sondern auch den Fuß- und Radverkehr gleichwertig mitdenken. „Die geplanten Umbauten konterkarieren die Fortschritte der letzten Jahre und führen zu Rückschritten für den nicht-motorisierten Verkehr“, so das Fazit von Gotthelf.