
Fahrradklimatest 2024 - Bremen nicht mehr Spitzenreiter
Bremen ist in der Gesamtwertung der Städte mit über 500.000 Einwohner:innen auf Platz 3 abgerutscht. Frankfurt am Main und Hannover, die den Radverkehr besser gefördert und Geld in die Hand genommen haben, ziehen vorbei.
Der ADFC-Fahrradklima-Test wurde 2024 zum elften Mal durchgeführt – erstmals mit E-Mail-Verifizierung für verlässlichere Ergebnisse. Bundesweit nahmen fast 213.000 Menschen teil, im Land Bremen über 1.600.
„Der bundesweite Trend zeigt: Großstädte und hügelige Orte werden fahrradfreundlicher. Und Bremen? Tritt auf der Stelle.“, ordnet Bonnie Fenton, Landesvorsitzende des ADFC Bremen, die Ergebnisse ein. „Seit 2018 wurden sieben Kilometer der etwa 44 Kilometer langen Radpremiumroute D.15 gebaut. Wohlgemerkt bei einer Premiumroute, geplant sind insgesamt sieben Routen mit einer Streckenlänge von zirka 150 Kilometern. Auch die Fahrradbrücken lassen auf sich warten“
Zwar hat sich Bremens Note leicht von 3,57 auf 3,54 verbessert. Aber gleichbleibend schlecht benotet werden die Falschparkerkontrolle, die Wegebreite, die Ampelschaltungen und Baustellenführung. Dies deckt sich auch mit den Topmeldungen des ADFC-Mängelmelders. Besonders auffällig: das Problem Fahrraddiebstähle, das nur in Berlin und Leipzig schlechter bewertet wird als in Bremen. Auch in der aktuellen Erhebung des Fahrradklimatest schneiden Bremen-spezifische Themen wie die Erreichbarkeit der Innenstadt, die Freigabe von Einbahnstraßen und die Zügigkeit des Radverkehrs gut ab.
„Auffällig ist, dass obwohl Bremen Bike IT! den „Deutschen Fahrradpreises“ gewonnen hat, sich dies nicht in der Alltagsbewertung widerspiegelt. Ungeachtet das laut der Studie „Mobilität in Städten“ (SrV) der Uni Dresden, der innerstädtische Radverkehrsanteil auf 30 Prozent gestiegen ist.“, wundert sich Fenton.
Miteinander im Verkehr ist eine große Herausforderung
Bremen verliert zwar seine Spitzenreiter-Position in der Gesamtwertung, zeigt sich jedoch beim Miteinander im Verkehr freundlicher und rücksichtsvoller als andere Großstädte (3,88, Mittelwert 4,22).
„Das Bremen hier mit einer 4 Plus führt, sagt leider viel über das Miteinander im Verkehr aus.“, führt Fenton aus
Immerhin 61 % Prozent der Bremer:innen sehen selten Konflikte zwischen Radfahrenden (3,2) und immerhin noch 40 % erkennen ein freundliches und rücksichtvoller Verhalten. Die große Herausforderung bleibt das Überholen mit zu geringem Abstand das 73% der Bremer:innen kritisieren. Den Sonderpreis „Miteinander im Verkehr“ erhält die Stadt Aachen. In Aachen wird das Miteinander im Straßenverkehr überdurchschnittlich gut bewertet (3,6) – sogar besser als die allgemeine Fahrradfreundlichkeit der Stadt (3,8).
Bremerhaven verbessert sich
In der Seestadt tut sich was. War Bremerhaven Im letzten Jahr bei den Städten 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen mit einer Note von 4,4 noch unter den letzten fünf, steigt es mit einer 4,1 ins untere Mittelfeld auf. Die Frage ob Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, benoteten die Bremerhavener:innen mit einer 3,8. Zwar immer noch nur ausreichend aber weit besser als die letztjährige 4,2. Eine deutliche Steigerung zeigt sich auch in der Bewertung der Fahrradförderung, dort verbesserte sich die Note von 4,5 auf 3,4. Weiterhin positiv beurteilt werden auch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,8) und die Öffnung der Einbahnstraßen (3,2).
Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist weltweit eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Radverkehr. Er wird vom Fahrradclub alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Personen haben im Herbst letzten Jahres abgestimmt, nur 21 Prozent sind Mitglied im ADFC. 1.047 Orte kamen mit der notwendigen Mindeststimmenzahl in die Bewertung – damit sind 65 Prozent der Bevölkerung repräsentiert. Die Bewertungskategorien sind Sicherheit und Komfort beim Radfahren, Infrastruktur, Förderung des Radverkehrs, Verkehrsklima und die subjektive Zufriedenheit beim Radfahren. Der Test umfasst 27 Fragen mit gegensätzlichen Aussagen, die auf einer sechsstufigen Skala („Bewertungsnote“) bewertet werden. Die Städte werden in sechs Größenklassen eingeteilt, um faire Vergleiche zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr einen Sonderpreis in der Kategorie „Miteinander im Verkehr“. Die Ergebnisse sind statistisch nicht repräsentativ, haben aber durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Hinweise an Redaktionen: Die gesamte Pressemappe zum ADFC-Fahrradklima-Test 2024 finden Sie im Pressebereich des ADFC: https://www.adfc.de/presse
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests, das Städteranking und alle Städteprofile gibt es auf www.fkt.adfc.de.
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