ADFC-Fahrradklima-Test 2022 - Bremen mit mäßigen Noten erneut auf Platz 1
Bei der Jubiläumsausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests schafft es Bremen erneut auf Platz eins der fahrradfreundlichsten Städte seiner Größe.
Spitzenreiter Bremen
Licht und Schatten liegen für den ADFC Landesverband Bremen bei der Platzierung Bremens im aktuellen ADFC-Fahrradklimaklimatest (FKT) nah beieinander: So ist es natürlich höchst erfreulich, dass Bremen seinen Platz als fahrradfreundlichste Großstadt (über 500.000 Einwohner) wieder einmal verteidigen konnte. Allerdings ist die Schulnote 3,6, die die Radfahrenden in Bremen vergeben haben, in der Schule ein ausreichend, also eine Leistung, die trotz ihrer Mängel noch gerade den Anforderungen entspricht. Landesgeschäftsführer Sven Eckert sagt dazu: „Das Bremen mit einer Schulnote von 4 Plus erneut die Liste der fahrradfreundlichsten Städte anführt, sagt viel über Bremen und noch mehr über das Fahrradklima in deutschen Städten aus.“
Wie auch in den vorangegangenen Durchgängen des FKT wurden die Fragen zur Erreichbarkeit der Innenstadt, die Öffnung von Einbahnstraßen und die Zügigkeit des Radfahrens in Bremen am besten bewertet. Schlechte Noten bekamen die Falschparkkontrolle, die Wegbreite, die Ampelschaltung und die Baustellenführung. „Die Bewertungen entsprechen exakt den Topmeldungen unseres Mängelmelders. Die Anpassung der Rad-Infrastruktur an die geänderten Anforderungen durch Kinderanhänger, Lastenräder schnelle Pedelecs und die E-Scooter, mit denen sich die Radfahrerenden die Wege teilen müssen, ist dringend erforderlich. Durch den Ausbau der Premiumrouten und Weserquerungen wird dies jetzt von Mobilitätssenatorin Maike Schaefer endlich angegangen – das ist sehr erfreulich. Bei der Kontrolle der Falschparkenden muss deutlich mehr passieren, denn auch ein noch so breiter Radweg ist eine Gefährdung für Radfahrende, wenn er zugeparkt ist – da hilft auch keine Fahrradstraße und keine Premiumroute. Hier ist Innensenator Mäurer gefordert endlich zu handeln. Die Ampelschaltungen müssen fahrradfreundlicher und den Bedarfen angepasst werden und der seit Jahren vom ADFC geforderte Baustellenleitfaden endlich kommen.“, interpretiert Eckert die Ergebnisse.
Bequemlichkeit
Bequemlichkeit und Praktikabilität scheinen Indikatoren für allgemein gute Radverkehrsbedingungen zu sein. In allen Gewinnerstädten wird das Motiv besonders oft genannt. Mit anderen Worten: Radfahrende nehmen lieber das Rad und lassen das Auto stehen, weil sie darin Vorteile sehen – etwa, dass sie schneller ans Ziel kommen, entspannter fahren können oder keinen Parkplatz suchen müssen. Für den ADFC Bremen bedeutet diese Aussage, dass Bremen das Radfahren für alle Menschen einfacher, einladender, sicherer und komfortabler machen muss, wenn Bremen seinen seit Jahren stagnierenden Radverkehrsanteil erhöhen will – und laut Beschluss der Klima-Enquete ist eine Steigerung um 10 Prozent bis 2038 das Ziel.
Nachholbedarf bei Bremerhaven
Bremerhaven landet bei den Städten 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen unter den letzten fünf. Die Note 4,4 entspricht einer Leistung, die wegen erheblicher Mängel den Anforderungen nicht genügt. 284 Bremerhavener:innen haben bei der bundesweiten Befragung mitgemacht. Unzufrieden sind die Seestadt- Radfahrenden vor allem mit der Infrastruktur und der Sicherheit. Sie schätzen den Stellenwert des Rades als eher gering ein. Positiv bewertet werden die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Öffnung der Einbahnstraßen. Der ADFC Bremen fordert einen Radverkehrsetat für Bremerhaven, damit Gelder zum Ausbau der Infrastruktur, für eine Lastenradförderung und Ähnliches vorhanden sind.
Rekord: Rund 245.000 Teilnahmen, 1.114 Städte in der Wertung
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. 5 Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 finden Sie auf www.fahrradklima-test.adfc.de.